Sonntag, 27. November 2011

Als Saddam Hussein auf Esthers Moped mitfuhr...



Wenn wir von Favoriten verschiedener Topographien redeten, dann waren das immer, entweder die Berge mit seinen Pässen und engen Kurven oder das Meer mit den Stränden, schönen Küsten und kleinen Fischerdörfern.
Nach fast 2000 km haben wir nun die Wüste Dasht-e-lut verlassen und sind durchs grüne Indus Tal bis nach Lahore, an die indische Grenze, gefahren. Die Wüste war für uns mega spannend, facettenreich und eine wahnsinnig aufregende Zeit. Wüstenfahren steht jetzt ganz oben auf unserer Liste der Orte ,die man dringend bereisen sollte.

Los ging alles vor 10Tagen, nachdem wir Brian und Tanja wegen einem Motorschaden in Kerman alleine lassen mussten. Wir bogen nach einem gewaltigen Gebirgszug in die Salzwüste Dasht-e-lut ab. Alle 10km passierten wir Oasen und fanden ,nach längerem suchen, einen Platz hinter einer Dünne und bauten dort unser Nachtlager auf. Die Nacht unter freiem Himmel war wunderschön und es gab endlos viele Sterne zusehen. In Bam, der nächsten Stadt, machten wir noch einen Tag Pause und bei allen Maschinen einen Ölwechsel.

Camping in der Wüste

Ölwechsel und Reifenwechsel in Bam


Am nächsten Morgen fuhren wir um sechs Uhr in der frühe los um so viel Strecke wie möglich, ohne Begleitschutz zu machen. Um 10Uhr kurz vor Zahedan schnappte uns dann die Polizei auf.
Ein Haufen unangenehmer Typen, die unberechenbar schienen und sich die ganze Zeit aufspielten. Nach einer halben Stunde fuhr die Eskorte vor und nahm uns die Pässe ab. Nun hieß es, alle 20km Eskorte wechseln und warten, bis die Herren vollkommen willkürlich der Meinung waren, dass es jetzt weiter gehen könne. Wenn man ein Ziel erreichen will und den ganzen Tag in der Sonne steht, zerrt das ganz schön an den Nerven. Auch wenn man sich fest vornimmt cool zu bleiben, ist uns das bei den Kollegen fast nicht gelungen.

An der Ortseinfahrt zu Zahedan wurden wir dann Zeuge einer kuriosen Situation, die uns zu tiefst beängstigte. Die Polizei fuhr mit ihrem Pickup voraus, auf der Ladefläche saßen zwei Mann mit Kalaschnikows. Wir fuhren um eine Ecke und sahen einen kleinen Menschenauflauf, der gespannt auf die andere Straßenseite blickte.Dort standen zwei Pickups, an denen vermummte (wir nennen sie mal Taliban), vollkommen gelassen, schwere Maschinengewehre und Munition verluden. Die Polizisten schauten vollkommen entgeistert dem Treiben zu und uns blieb die Spucke weg.
Nach hundert Metern bogen wir zu einer Tankstelle ab. Die Polizei schaute verunsichert um die Ecke. Nach einem Funkspruch ließen sie einen völlig nervösen Polizisten bei uns zurück und fuhren los, um ihren Job zu machen. Da waren wir auf einmal allein an dieser Tankstelle. Die Zeit schien nicht weiterzulaufen und die Typen von der Tankstelle wurden immer unangenehmer. Der verbliebene Polizist schien gänzlich überfordert zu sein und der Pickup wollte einfach nicht wieder auftauchen.Doch einige Minuten später kam ein Polizeimotorrad , dass uns zu einem Polizeirevier brachte und wir eine neue Eskorte bekamen.

Der Rest des Tages bestand aus kurzen Etappen zwischen Kontrollposten und viel warten. Wir erreichten zwar pünktlich die iranische Grenze in Mirjaveh, aber man ließ uns nicht mehr ausreisen. Sie verwiesen uns in ein Hotel.
Am nächsten Morgen konnten wir dann, recht entspannt, die Grenze passieren. Für Aus- und Einreise brauchten wir vier gute drei Stunden.
Nun waren wir in Pakistan, hier war es irgendwie anders, die ruppigen Eskorten des Iran schienen vergessen und wir füllten uns befreit und unbesorgt. Es war ein Uhr am Nachmittag, die nächste Stadt war 100 km entfernt, dass sollten wir selbst mit vielen Polizeistopps locker schaffen. Die Eskorte ließ uns vorfahren und nach einigen Kilometern waren sie aus dem Rückspiegel verschwunden.
Da waren wir schon wieder allein mitten in der Wüste Beluchistans und die Unbesorgtheit verschwand wieder bis wir die nächsten Kontrollposten erreichten. Die ließen uns ohne Eskorte nicht weiter, hatten aber keinen Wagen. Also musste einer, als Sozius, bei uns mitfahren. Harry war mit 500kg total überladen, Oli hatte 2 gebrochene Speichen und Markus Motorrad hatte keinen zweiten Sitz, also musste Esther herhalten. Wir teilten ihr Gepäck auf und begannen den Polizisten zu erklären, dass die Eskorte jetzt bei Esther mitfahren könne. Das passte den muslimischen Brüdern überhaupt nicht bei einer Frau mit so einem großen Motorrad mitzufahren. Sie hatten aber keine Wahl. Sie wählten Saddam Hussein aus, er war ein großer, dünner und schüchterner Typ. Sobald wir den Kontrollposten verlassen hatten, schien er sich aber ganz wohlzufühlen und wir schafften an diesem Tag noch 300km.
Wir kamen bei Stromausfall, in dem einzigen Hotel in der Stadt an. Der Polizist auf dem Sozius leuchtete zusätzlich mit seiner Taschenlampe den Weg.
Das Erste was wir uns bestellten, war ein Bier. Der Hotelbesitzer fragte uns direkt danach, ob wir nicht was zu rauchen wollen. Gegenüber saß ein Typ, der uns ein Beutel Heroin anbot, unglaublich.
In der Zeit platzierten sich schon wieder Polizisten vor dem Hotel, die uns bis morgens bewachten.

Wir standen wieder sehr früh auf, um auch bei Tageslicht Quetta zu erreichen. Es war eine wunderschöne Wüstenstrasse. Wir sahen wilde Kamele direkt am Straßenrand und hatten eine großartige Sandfahrt. Wir schafften es jedoch nicht bei Tageslicht anzukommen. Wir fuhren kurz nach Dämmerung mit einer, der krassesten Eskorten in Quetta ein. Es war wie in einem Film. Die Eskorte bestand aus zwei Pickups mit jeweils 5 Soldaten, der eine vor uns und der andere Wagen hinter uns. Die Soldaten verteilten sich wie folgt. Zwei saßen zu uns gewannt und hatten jeweils eine Kalaschnikow und ein Stock in der Hand, mit den Stöcken schlugen sie nach den zu nah kommenden Fahrzeuge. Der dritte Mann stand im Wagen und schaute mit einem schweren MG oben aus dem Dach. Die anderen beiden Soldaten saßen vorne. Die Fahrt, durch das vollkommen verstopfte Quetta, mit seinem Ohrenbetäubendem Lärm von Straßenhändlern, hupenden Rikschas und Autos, war das Verrückteste was wir bisher erlebt hatten.
Die Eskorte lenkte uns durch eine Seitenstraße und vor uns öffneten sich zwei große Tore mit der Überschrift Hotel Bloomstar. Im Hof des Hotels standen Overländer, Busse aus England, Deutschland und Holland. Eine kleine Oase voller Europäer mit denen wir dann bis spät in die Nacht zusammensaßen und unsere Erlebnisse teilten.

Die letzten vier Tage fuhren wir in Begleitung der Polizei bis nach Lahore. Wir waren die kompletten Tage, fast rund um die Uhr bewacht. Wir durften die Hotels nie alleine verlassen. Jetzt in Lahore sind wir wieder frei und können selbst entscheiden auf was wir Lust haben.

Willkommen in Pakistan!


Esther mit Saddam


Oli mit den Jungs vom Punjab Special Commando

in Quetta angekommen

wir schieben Harri durch die Wüste 

kurzer Stop unterwegs




2 Kommentare:

  1. Haha Esther und die AK.... genauso spielte sie Call of Duty. Fehlt nur das sie die ganze Zeit in die Luft schaut ;)

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  2. Ihr Lieben, wir verfolgen euren Blog und sind in Gedanken so oft bei euch. Was ihr schreibt, klingt alles so aufregend und liest sich sehr spannend. Wir beneiden euch wirklich (ok, nicht immer ;) Aber bald steht das Weihnachtsessen an und es muss ohne euch stattfinden. Keine Ahnung, wie das gehen soll :( Die besten Grüße aus der Mutterstadt!

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