Donnerstag, 10. November 2011

Iranmen


Vor der Reise war eines unserer Highlights der Iran. Wir waren so gespannt was uns erwartet und irgendwie auch etwas nervös. Nun sind wir seit zwei Wochen im Iran und es fühlt sich sehr vertraut an. Wir hatten nicht einen Tag an dem wir uns unwohl fühlten.

Wenn man auf eine Topografische Karte des Irans schaut, meint man immer das ganze Land sei eine Wüste, denn auf der Karte ist der Iran immer beige. Das stimmt nicht, den die Farbe beige beschreibt nicht die Vegetation, sondern die Höhe. Richtig wäre es,wenn man sagt der ganze Iran ist ein großer Berg.
Wir haben die Tage das Iranische Hochplatteau verlassen und haben die Wüste erreicht. Die liegt aber immer noch auf 1000 m über NN. Doch wir sind jetzt froh wieder über 20°C zu haben, denn die letzten 2000 km durch die Berge waren fürchterlich kalt und nass.

Seit Sanandaj, der Hauptstadt Kurdistan, sind wir zu dritt unterwegs. Wir haben Oli mit seiner Yamaha 600TT wieder eingeholt. Eigentlich wollten wir ja mit ihm über die Grenze, was wegen unseren Visums aber nicht klappte. Es ist das erste mal, dass wir nicht alleine unterwegs sind und es fühlt sich ganz gut an auf der Straße noch jemanden dabei zu haben. Außerdem haben wir zusammen eine Menge Spaß und es lassen sich zu dritt viele Dinge leichter organisieren.
Zum Beispiel, als wir versuchten in Sanandaj in einem Hotel einzuchecken, bildeten sich innerhalb binnen Sekunden ein Menschenpulk von Hunderten. Der komplette Verkehr auf der Hauptstraße kam zum Erliegen. Wir organisierten es so, dass Markus bei den Motorräder blieb und sich mit Fragen bombardieren ließ und die anderen beiden brachten während dessen das viele Gepäck zum Hotel. Es ist sehr gewöhnungsbedürftig im Mittelpunkt von so vielen Menschen zu stehen.

Mittlerweile versuchen wir außerhalb der Städte unsere Pausen zu machen. Sobald mehr als 2 Autos anhalten und die Insassen „where are you from?“ fragen, verschwinden wir.
Es ist auch nicht so leicht, 200 hundert mal am Tag das gleiche zu antworten und mit jedem nett zu sein, so wie er es verdient hätte. Das tut uns auch leid, aber es ist schlicht weg zu anstrengend mit jedem eine Unterhaltung anzufangen.
Man muss dazu sagen, die Iraner sind begeisterte Motorradfahrer. Leider haben sie alle das selbe Problem, die Regierung verbietet ihnen Motorräder mit mehr als 200ccm zu fahren. Demzufolge ist es natürlich unglaublich, wenn da auf einmal 2 BMWs und eine Yamaha mit über 650ccm stehen und obendrauf sitzen langhaarige Europäer und eine davon auch noch eine Frau (iranischen Frauen ist es nicht erlaubt Motorrad zu fahren). Das ist dann wie Westbesuch, da muss man hin, mal fragen wie´s geht, woher der Westbesuch kommt und wie schnell die Motorräder fahren.

Die Iraner sind wahnsinnig herzlich, gast- freundlich und hilfsbereit.
Es vergeht kein Tag an dem wir nicht zu jemanden nach Hause zum Essen oder zum Übernachten eingeladen werden. Jedes mal wenn wir etwas suchen, setzt sich jemand ins Auto oder aufs Moped und fährt uns dorthin.  
In Esfahan brauchten wir neue Speichen für Oli´s Hinterrad. Wir lernten Sahid kennen, ein 18 Jahre alten Jungen von einem Motorradladen. Er versorgte uns 2 Tage lang, fuhr uns zu allen Sehenswürdigkeiten und wir durften bei seiner Familie übernachten bis das Hinterrad neu eingespeicht war. Und das ganze mit einer Selbstverständlichkeit, ohne aufdringlich zu werden. Wir fühlten uns sehr aufgehoben.
In Khoramabad fuhr Milad mit uns stundenlang durch die Stadt um uns eine Unterkunft zu besorgen. Zuletzt durften wir dann bei seinem besten Freund auf einer Baustelle schlafen. Dort kochten wir zusammen auf einem Bunsenbrenner und schliefen auf einem Teppich. Solche Dinge passieren uns ständig, sind ganz selbstverständlich und es ist schwierig dabei Geld auszugeben.

Wir sind bei der Suche in den Städten aber auch ganz klar auf Hilfe angewiesen. Denn es ist meist nicht möglich etwas zu suchen und dabei auf den Verkehr zu achten. Der Verkehr hierzulande ist eigentlich keiner und wir wundern uns warum man überhaupt Fahrschulen braucht. Denn niemand befolgt irgendeine Verkehrsregel. Verkehrsschilder und Ampeln werden vollkommen ignoriert. Einzig die Geschwindigkeit – Poller verhindern das in der Stadt alle hundert fahren. Es hält niemand an roten Ampeln, Einbahnstraßen werden in alle Richtungen benutzt, auf Schnellstraßen kommen ein hin und wieder mal Autos entgegen, auf großen Kreuzungen wird oft gewendet oder rückwärts gefahren, während man den kompletten Verkehr zum erliegen bringt.
Am Anfang dachten wir noch, das das ganz gut funktioniert, jeder für sich fährt und sich dabei nicht auf Schilder oder Verkehrszeichen verlässt. Inzwischen haben wir aber schon so viele Unfälle und kaputte Autos gesehen, das diese These auf keinen Fall stimmen kann.

Ja, es gibt ein Regime und es ist allgegenwärtig. Es kann auch mal bedrohlich wirken und es wollte uns auch schon beweisen das es der Stärkere ist. Bei einer Routinekontrolle mussten wir 2 Stunden bei der Polizei auf unsere Pässe warten oder in Sanandaj, als nach dem Freitagsgebet eine organisierte Demonstration durch die Straßen polterte und skandierte „down with USA ...down with Israel“.Während Scharfschützen auf den Dächern ihre Posten bezogen, wurden unsere Pässe mehrmals kontrolliert und wir wurden energisch darauf hingewiesen keine Bilder zu machen. Aber mit allen Menschen mit denen wir engeren Kontakt hatten, konnten wir einen Tenor klar heraushören. Sie sind unzufrieden mit der aktuellen politischen Situation und wären Stolz auf eine funktionierende demokratische Islamische Republik.

Wir möchten gerne das Bild, das wir zu Hause vom Iran haben in ein anderes Licht rücken. Es ist ein wunderschönes Land, voller Geschichte, atemberaubender Landschaft und unglaublich lieber Menschen.  









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