Dienstag, 1. November 2011

Grenzübergänge und andere Katastrophen





Es war Samstag Abend, wir trafen Brian und Tanja aus London und Oli aus Wien. Die drei hatten wir über horizon-unlimited kennen gelernt, eine Travel-Motorrad Seite. Da es nicht sehr viele Traveler gibt, die mit dem Motorrad  um die selbe Zeit in den Iran einreisen, hatten wir bereits vorab einen Treffpunkt ausgemacht, um zusammen in den Iran einzureisen. Wir genossen zusammen unsere letzten Biere und hatten einen schönen Abend mit Kurdischer Livemusik und  tanzenden Türken, bevor wir am nächsten Morgen endlich in den Iran einreisen konnten.

Am nächsten Morgen gab es ein gemeinsames Frühstücken und danach wurden die Motorräder gepackt. Während wir beim Frühstück saßen, schaute Oli gerade unsere Pässe an und meinte plötzlich, dass mit unserem Iran Visa was nicht stimme und das wir heute auf gar keinen Fall in den Iran einreisen könnten, da das Visa seit 4 Tagen abgelaufen war. Uns blieb das Omelett im Hals stecken, hatten wir tatsächlich unser Einreisedatum versäumt? Ja, wir waren vier Tage zu spät, weil wir in der Türkei getrödelt und uns nicht an unseren Zeitplan gehalten hatten!
Voller Hoffnung einen der Grenzer mit Geld zu bestechen, fuhren wir die letzten 30 km an den Grenzübergang. Nach einer halbstündigen Diskussion, verstanden wir das es kein weiterkommen geben wird ohne gültiges Visa. Nur waren wir mit unseren Motorrädern schon aus der Türkei ausgereist. Das bedeutete das wir warten mussten. Nach 45min. durften wir wieder in die Türkei einreisen um ins 350km entfernte Erzurum zu fahren. Dort war das nächste iranische Generalkonsulat, das unsere Visa´s verlängern konnte.

350km sind eine Tages Etappe, wir hatten viel Zeit an der Grenze verloren und es war bereits 13 Uhr durch. Wir wollten vor Sonnenuntergang Erzurum erreichen, dass würde aber nur gehen wenn wir ohne Pause durchbrettern würden. Und genau da lag unser Fehler, den wir bitter bereuen sollten.
17.00 Uhr ging die Sonne unter und es waren noch knapp 30km bis Erzurum. Es war bitter kalt und begann zu regnen. Wir fuhren auf einer unbeleuchteten zweispurigen Schnellstraße, als Markus am Straßenrand ein roten Pkw stehen sah. Er ließ die Maschine runter touren, aber auf Höhe des Wagens bog das Auto plötzlich nach links ab ,um zu wenden und auf die gegen gesetzte Fahrbahn zu fahren. Vollbremsungen auf regennassen Straßen mit Motorrädern ohne ABS sind leider nicht so wirkungsvoll wie bei PKW´s und auch das letzte Ausweichmanöver langte nicht um an dem  Auto vorbeizukommen. Er erwischte Markus erst mit dem Kotflügel am Tank, dabei wäre er noch fast vorbeigekommen, aber einen Bruchteil von Sekunden später blieb er mit seinen Koffern am Auto hängen. Das Motorrad fiel nach links und Markus stürzte rechts über den Lenker.

Das was wir versucht hatten um jeden Preis zu vermeiden, war in einem hektischen Moment passiert. Der erste Unfall...

Die Insassen des PKW´s kamen zu Hilfe geeilt um das Motorrad wieder aufzustellen. Markus war sofort aufgesprungen und zu viert hievten sie das Motorrad von der Straße. Esther schrie das wir sofort von der Straße sollten, denn der nachfolgende Truck konnte uns in der Dunkelheit nicht sehen. Und so schafften wir es alle auf den Seitenstreifen, als der LKW mit quietschenden Bremsen an uns vorbeischoss.
Der Fahrer vergewisserte sich, ob es Markus gut ging und lief einmal ums Motorrad. Danach machte er eine Geste wie:“ alles OK!, dann kann ich ja gehen“. Markus protestierte, beäugte sein Motorrad und war erstaunt das nicht viel passiert war. Er schrieb sich das Nummernschild des PKW´s auf und schlug vor die Polizei zu holen. Jetzt wurde die Bande langsam nervös und entdeckten ihren völlig verdellten Kotflügel und die zersplitterten Lichter. Nun waren sie auf einmal die Geschädigten und Markus der Verursacher. Eine aggressive Diskussion mit Händen und Füßen begann. Die Anatolen wollten plötzlich Geld von uns und wir die Polizei. Sie weigerten sich aber  die Polizei zurufen. In einem unbemerkten Moment rief Markus zu Esther:“los wir hauen schnell ab, das macht alles kein Sinn hier“. Sie traten und bespuckten uns, konnten uns jedoch nicht aufhalten.

Nach einer halben Stunde erreichten wir völlig erledigt ein Hotel in Erzurum. Es ging uns ein grummeln durch die Magengrube ,als wir den Tag Revue passieren ließen. Besorgt über die Ereignisse des Tages und froh darüber das Markus und dem Motorrad nichts passiert war, schliefen wir tief und fest ein.

Am nächsten morgen standen wir pünktlich um 8.00Uhr vorm Iranischen Generalkonsulat in Erzurum. Wir mussten nur kurz warten, dann bekamen wir einen Überweisungsschein mit dem wir bei einer türkischen Bank 160€ einzahlen sollten. Nachmittags um vier konnten wir die Visas wieder abholen und den Rest des Tages entspannen um am nächsten Morgen in aller frühe wieder aufzubrechen und die 350km zur Grenze zurück zufahren. Wir kamen Mittags um eins am Grenzübergang Bazargan an und nach einer dreiviertel Stunde waren alle Formalitäten erledigt und wir waren endlich auf der iranischen Seite.

Wir haben an diesem Tag gelernt, dass wir nicht schneller sind, wenn wir mit aller Gewalt versuchen Dinge zu erledigen, die sich nicht schnell erledigen lassen....




mit Oli


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