Hörgeräte Luxus auf dem Dach der Welt
Jürgen und Sieglinde Leist aus Nepal zurück - Großer Andrang
bei Hilfsprojekt
von Anja Stahler
"Ein Hörgerät ist dort wirklich der größte Luxus, den
man sich vorstellen kann", sagt Jürgen Leist. Sein Besuch in der
nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, wo er das Hilfsprojekt seiner Tochter
Esther Leist und ihres Partners Markus Schraermeyer für Schwerhörige selbst in
Augenschein nahm, hat den Hörgeräteakustiker aus Speyer beeindruckt.
Wie mehrfach berichtet, machen Esther Leist und Markus
Schraermeyer auf ihrer einjährigen Motorradreise derzeit Station in Nepal, wo
die Hörgeräteakustiker in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation "Nepal
Association of the hard of hearing (NAHOH)" nun schon seit einigen Wochen
Ohrpassstücke für Hörgeräte anfertigen. Wegen des großen Andrangs seien 20
Ohrabdrücke pro Tag keine Seltenheit, berichtet Jürgen Leist.
Die Arbeit gehe unter erschwerten Bedingungen vonstatten:
"Die Räume sind winzig, und da fällt laufend der Strom aus, deswegen
mussten sie Stromaggregat kaufen." Wie ein Lauffeuer habe es
herumgesprochen, dass in Kathmandu Hörgeräte angepasst werden. Täglich seinen
sie bei der Arbeit, schreibt Esther Leist in Ihrem Internetblog: "Aus
allen Landesteilen Nepals reisen Schwerhörige an, um von den zwei Deutschen in
Kirtipur versorgt zu werden."
300 Hörgeräte seien mit Hilfe von zwei Firmen aus Hamburg
und Berlin gespendet worden, aus praktischen Gründen sein dafür ein Verein
gegründet worden, so Jürgen Leist. Über die Wohltätigkeitsplattform
www.betterplace.org seien rund 3000€ an Unterstützung zusammengekommen. Die
Spendendose im eigenen Speyerer Hörgeräte-Geschäft habe bisher rund 400€
erbracht. Und Ehefrau Sieglinde überwies 800 Euro, die sie statt Geschenken zu
ihrem Geburtstag bekommen hat.
Außer den beiden Deutschen engagieren sich noch zwei Australier
in dem Vorhaben, dazu ein nepalesischer Ohrenarzt und der Kopf des Ganzen, der
selbst schwerhörige Nepalese Macha Bhai Maharjan. "Das ist ein Kleinstprojekt",
unterscheidet Jürgen Leist, und weil kein großer Apparat unterhalten werden
müsse, fließe das Geld direkt in die Arbeit. Die hat eine völlig andere Wertigkeit
als zuhause; "Ausnahmslos alle Fälle, die wir hier versorgen, sind
hochgradig an Taubheit grenzende Schwerhörigkeiten, die ohne unsere Hilfe
keinen Zugang zu einem besseren Hören hätten. Das mache uns wahnsinnig
stolz", berichtet Esther Leist im Internet. Vor allem Patienten mit
Mittelohr-Schwerhörigkeit, die in einem Land wie Deutschland problemlos operativ
beseitigt werden könne, würden auf diese Weise versorgt, ergänzt Jürgen Leist.
"Die haben keine Ausbildung, kein Material und keine
Maschinen", schildert er die prekäre Lage in Kathmandu. Daher sei es
Esther und Markus sehr wichtig gewesen, die Mitarbeiter für die Zukunft im
Fertigen von Ohrpassstücken anzulernen. Schon bald müsse dafür neues Material
aufs Dach der Welt nachgeliefert werden. erwartet er. Die jüngste Patientin,
der - auch bei sogenannten Ear-Camps ("Ohren-Lagern") auf dem Land -
ein Hörgerät angepasst wurde, war noch nicht einmal ein Jahr alt, erzählt
Jürgen Leist.
Mit 30 Kilogramm Gepäck flog auch Siglinde Leist im Februar
nach Kathmandu. Da auch ihre neiden Kinder Deborah und Benjamin Leist ihre
Schwester Esther in Kathmandu besuchten, kam es dort zu einem vollzähligen
Familientreffen. "Das haben wir unter anderem bei einer gemeinsamen
Motorradfahrt in den Dschungel im Süden Nepals gefeiert. Unser Treffen war für
die familienorientierten Nepali eine große Attraktion", erinnern sich die
Leists. Im Koffer hatten die Speyerer etliche Dosen Pfälzer Hausmacher,
Ersatzteile für die Motorräder - und Karten für die Rückfahrt. Denn entgegen
ihrer ursprünglichen Pläne erden Esther Leist und Markus Schraermeyer nicht
nach Australien weiterreisen, sondern nach einem Aufenthalt in Thailand auf dem
Landweg nach Deutschland zurückfahren. Die Visa für Mongolei, Kasachstan und
Russland sind bereits beantragt. Im Sptember wollen die Abenteurer in der
Heimat ankommen.
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