Nun sitzen wir gerade im Flugzeug auf
dem Weg nach Bangkok, unter uns liegt Nepal und hinter uns ein
viertel Jahr Projektarbeit „Hilfe für Schwerhörige in Kathmandu“.
Nach unserem höchst emotionalen
Abschied mit Keshab und Macha Bhai`s Worten „ ihr seid nicht nur zu
Freunden geworden, ihr seid zu Bruder und Schwester geworden“, fiel
uns der ohnehin schwere Gang in den Flieger noch schwerer.
Die letzten 6 Wochen in Nepal waren
gespickt von vielen Besuchen, viel Arbeit und Stress. Als erstes
hatten wir von Esthers Familie Besuch, die parallel mit unserem
sehnsüchtig erwarteten Labor ankamen und direkt von der
hören-helfen.e.V. Delegation aus Deutschland abgelöst worden sind.
Es war nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, trotz
Keshabs intensiver Hilfe und seines Organisationstalents,
funktioniert Nepal eben viel langsamer als man selber will.
Aus heutiger Sicht, kaum noch zu
umreißen, wie viele Stunden wir in der Earclinic verbrachten. Die
Arbeit, die wir uns in all der Zeit teilten, bestand daraus, dass
einer von uns Ohrpassstücke fräst , der andere Hörgeräte anpasst
oder audiometrierte. Für uns, die normalerweise Hörgeräte
verkaufen müssen, eröffnete sich
hier eine komplett andere Dimension unserer Arbeit. Da wir hier die
Möglichkeit hatten, Menschen zum Hören zu verhelfen, die bis dahin
keine Aussichten auf Besserung ihrer Hörprobleme sahen. Diese
entfalteten eine nepalesische Dankbarkeit, die keiner gleichen kennt
und für uns absolut neu war. So wurden wir nach vielen Anpassungen
in der Earclinic von Patienten gesegnet oder bekamen Dankesbriefe.
Als
wir vor 2 Wochen mit der hören helfen e.V. Delegation durch Nepal
starteten, war der erste Stop unser Herzensprojekt in Dharding. Der
Empfang durch unsere Taubstummen Klasse und die Schulleitung war
derart rührend, dass jeder der Gruppe mit einem Kloß im Hals das
Schulgelände betrat. Wir hatten dort nach einem gemeinsamen
Mittagessen die komplette Klasse, Lehrer und einige Angehörige
durchgemessen, Ohrstücke gefräst und Hörgeräte angepasst. Der
Verdacht, dass nicht alle Taubstummen der Klasse wirklich gehörlos
waren, erhärtete sich. Und so konnten wir ca. 2/3 der Klasse mit
Hörgeräten versorgen. Für uns beide, die diese Schule inzwischen
zum vierten mal besucht hatten und alle Kinder persönlich kannten,
war es ziemlich hart, in die Augen unserer Lieblinge zu schauen um
Ihnen verständlich zu machen, dass sie kein Hörgerät bekommen
können, da nicht ein einziger Messpunkt zu messen war. An diesem Tag
fuhr Surendra mit uns, ein Nepalese der für den Speyerer Rotari Club
Schulen und Waisenhäuser baut. Er unterhielt sich ausgiebig mit dem
Direktor um eine Lösung für die Kinder zu finden (siehe →die earclinic neue projekte... ) . Nun
sind wir guter Dinge, dass er hier viel bewegen kann und mit
deutscher Hilfe ein zu Hause für die Kinder baut.
In
Chitwan und Banepa setzten wir unsere Earcamps fort. Die Bedienungen
unter denen wir hier arbeiteten waren leider nur äußerst
rudimentär, erfüllten jedoch immer seinen Zweck. Mit deutschen
Maßstäben hier arbeiten zu wollen, ist selbst mit viel gutem Willen
undenkbar. Für uns und den Verein hat sich während dieser Tage
bestätigt, dass dieses Projekt hier nicht zu ende ist, sondern
gerade erst beginnt.
Als
wir im Frühjahr 2011 mit der Planung dieses Projekts begannen,
stellte sich die Frage Warum macht ihr eigentlich so ein Projekt? Die
prompte Antwort war immer, „ wir möchten auf der Reise eine
Aufgabe haben, wir wollten etwas Gutes tun und uns nützlich machen“.
Heute,
ein Jahr später ist uns bewusst geworden „ Wofür“ wir es
getan haben und weiterhin tun werden. Wir tun es für Momente und
Gefühle, die kaum in Worte zu packen sind.
Wenn
wir Hörgeräte einschalteten und den Kindern Tränen über die
Wangen liefen, weil sie das erste mal ihre eigene Stimme hören konnten, diese
Glücksgefühle sind einfach unbeschreiblich.
Vielen
Dank an alle Unterstützer, die das ermöglicht haben!!!*
*Macha Bhai Maharjan, Keshab Man Dangol, Percy Schöneck, Erik Berg, Nila Patel, Hendrik Pieper, Beate Pfahlert, Jürgen Leist, Sieglinde Leist & die Turndamen, Benjamin Leist, Deborah Leist, Ajaya Maharjan, Familie Horn, Nick Iden, Surendra, Isabella Wintermeier, Ruth Schraermeyer, Marika Schraermeyer, Nadine Kaufmann, Anke Matzpohl, Martin Schaarschmidt, Ariane Schöneck, Marc Osswald, Oliver Reuter, Roth und Lorenz, Hörgeräteakustik Jürgen Leist GmbH, Hörpartner GmbH, Hörmeister GmbH, Egger Labortechnik, GN Resound, Unitron, NAHOH, hören-helfen e.V., Die Rheinpfalz, betterplace.org, alle Freunde und Verwandte, alle Spender aus den Filialen und von betterplace und alle die wir vergessen haben ;)
Das
nächste Kapitel unserer Reise beginnt „Südostasien“. Die
Motorräder sind in Kisten verpackt und ebenfalls auf dem Weg nach
Bangkok. Unsere Zweitpässe sind unterwegs in Deutschland bei den
russischen, mongolischen und kasachischen Botschaften. Nächste Woche
treffen wir uns wieder mit unserem alten Bekannten Oli und werden mit
ihm eine Woche tauchen gehen. Und vor allen Dingen freuen wir uns,
die Motorräder zu satteln und unsere Reise fort zusetzten.
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